Natürliche Farben im Hausbau
Leinöl-Farbe
Leinöl-Farbe ist ein optimaler Holzschutz: durch Risse im Holz
eingedrungenes Wasser wird schnell wieder ausgedünstet, Regen
perlt an der Oberfläche ab, es ist ein natürliches,
umweltverträgliches und billiges Anstrichmittel mit vielen Farben
zur Auswahl.
Ausserdem kann man es auch gut als Rostschutz bei Metall verwenden, da
das Öl einen Film bildet.
Im meinem Heimatdorf im Erzgebirge werden die meisten Hausfassaden mit
Holz verkleidet und mit rötlich pigmentiertem Leinöl
angestrichen - seit Jahrhunderten. Die Jahrzente alte Holzfassade
meines Bauernhauses hat zwar viele Risse im Holz, aber keine ernsten
Schäden, und kein Schädlingsbefall.
Leinöl ist flexibel und folgt daher den Bewegungen des Holzes:
abblätternde Farbschichten an Fenstern kommen damit nicht vor.
Leider ist es Deutschland nicht leicht praktische Tips für die
Anwendung zu
bekommen, sogar Lieferquellen sind rar. Daher dieser Text der meine
Erfahrungen beim Häuslebau schildert.
Lieferquellen
Leinöl ohne Pigmente - genannt Leinölfirnis - gibt es
manchmal auch in normalen Baumärkten. oft in örtlichen
Ölmühlen.
Pigmente sind schon viel schwieriger zu finden. Eine wunderbare Quelle
für weiß, gelb, grün,
blau, braun, schwarz etc. ist: Ultramarinfabrik Schindlerswek,
Schindlerwerk 9, 08321 Zschorlau, 03771-41000.
Weitere Quelle: Kreidezeit
PS. ein Bekannter verwendet statt Leinöl Sonnenblumenkern-Öl,
da dieses keinen Film bildet der das Sonnenlicht unschön
reflektieren kann. Ich galube aber nicht das damit der gewünschte
Schutzfilm entsteht.
Anrühren
Für eine einzelne Anstrichlage für einen Quadratmeter
benötigt man zwichen 0,06 liter und 0,16 liter Farbe, je nachdem
ob das Holz neu und glatt oder rissig und saugfähig ist.
1kg Pigmente kostet ugf. 14 EUR, 1 Liter Öl kostet ugf. 5 EUR
(kleiner Einkauf)
Das Leinölfirnis darf nur wenig Sikkativ enthalten, da sonst nicht
nur Risse drohen, sondern vor allem ein zu hoher Diffusionswiderstand
(der besonders Holzfenster gefährdet).
Mischung ein Kg Pigment zu zwei Kg Öl ergibt eine kräftige
Farbe, aber mit der Neigung zum auspudern/reissen, dafür bewirkt
der hohe Pigmetanteil eine bessere Haftung im flüssigen Zustand
(thyxotrop). Bei höheren Ölanteil neigt
der Film zu Spiegelung der Sonne/Schatten, und im flüssigen
Zustand bilden die Pigmente Streifen weil die Farbe läuft.
Ich verwende bei mir meistens diese eins zu zwei Mischung, obwohl man
bei anderen eher eins zu zehn Empfehlungen nachlesen kann. Das mag an
dem leichtflüssigen Leinölfirnis liegen meiner örtlichen
Ölmühle liegen. Jedenfalls deckt die Farbe sehr gut, ohne
pudrig zu erscheinen, ist schön kräftig "bund", und zieht
kaum Verläufe. Voraussetzung für eins zu zwei ist
natürlich eine saubere Grundierung.
Übrigens verwende ich fast nie Terpentin, mein Firnis ist
ausreichend flüssig.
Mühselig ist das Anrühren der Paste: das Pigment-Puder
muss mit sehr wenig Leinölfirnis zu einer Paste verrührt
werden. Die Paste soll ugf. zu zäh wie Zahnpasta sein. Dieses
Anrühren hat den Zweck jedes einzelne Pudel-Teilchen in
Öl aufzulösen. Leider "sträubt" das Pudel sich, weil
winzige Luftbläschen das Öl aufhalten. Man muss also
minutenlang rühren. Ich benutze dazu Plastikbächer
(Partibecher) und ein Holzstücke, den ich wie ein Stösel
benutze: drücken, pressen, reiben, rühren. (Wenn zu viel
Öl drin ist, hat man Mühe die Pigmentkörner mit dem Holz
zu treffen).
Wenn die Paste homogen aussieht, über Nacht stehen lassen (bei
Zimmertemperatur), danach nochmal rühren, zur Sicherheit. Unter
meinen Pigmenten gibt es ein weisses, das viele hartnäckige
Körner bildet, diese Paste musste ich leider zusätzlich durch
ein feines Sieb drücken. Jetzt nochmal mehr Öl zugeben und
rühren, damit die Paste so ähnlich wie die Farbkonzentrate im
Baumarkt wird.
So, jetzt kann man das restlichen Leinölfirnis zugeben und ...
rühren. Hierbei verwende ich einen Akkuschrauber mit Farbquirl, je
hochtouriger und andauernder umso besser.
Anstreichen
Geht ganz einfach. Zuerst das Holz Grundieren mit reinem
Leinölfirnis, damit die
Poren des Holzes verschlossen werden. Das ist besonders
unerlässlich bei älterem Holz, das durch Risse und Pilze
tiefe Poren bekam. Bei solchem Holz brauche ich 3,5 Liter pro m2.
Beim grosszügigen Aufpinseln zieht das Öl blitzschnell ein,
dann NICHT nochmal über dieselbe Stelle pinseln denn sonst wird
zuviel Öl auf einmal aufgetragen. Extrem wichtig ist die
Trocknungszeit: ich habe das Ganze immer mehrere Tage trocknen lassen,
bei warmen sonnigen Wetter weniger, sonst länger; jedenfalls
schadet länger nicht. Das Ergebnis sollte ein nicht mehr
saugfähiges Holz sein die Poren sind zu.
Nun kommt die eigentliche Farbe: bei normalen Fassaden genügt ein
Anstrich, bei Fenstern sind zwei besser (der erste mit weniger
Pigmenten, aber genug um das holz schon mal genen UVStrahlung zu
schützen). Die oben angerührte Farbe so dünn wie irgend
möglich aufpinseln (viel dünner als man es von Lacken
gewöhnt ist), nur dann trocknet sie in wenigen Tagen aus und
reisst später icht auf oder wird nicht von schwarzen Pilzen
bevölkert. Wegen des hohen Pigmentanteils wird die Farbe trotzdem
wunderbar decken. Während des Streichens den Eimer mit der Farbe
immer umrühren (Akkuschrauber).
Vorsicht vor Tau: Holz das über Nacht draussen ist, wird betaut;
dieses Wasser wäscht die noch flüssige Farbe aus, es bilden
sich Streifen. Empfindliche Fenster sollten Drinnen austrocknen
(ausserdem verkleben sich dann keine Insekten im Öl).
Diese Farbschicht wird wiederum mehrere Tage trocknen müssen.
Danach mag sie sich noch leicht klebrig anfühlen (wegen
Sikkativ?), ist aber OK, solange man mit dem Fingernagel
nicht die Schicht abschaben kann.
Das Ergebnis sollte ein mehr oder weniger glänzender Farbfilm
sein; wenn er stumpf aussieht, sind die Poren des Holz noch nicht
geschlossen gewesen, und die Pigmente sind zu trocken, werden
auspudeln, also nochmal streichen.
Wenn über dem letzten farbigen Anstrich reines Öl aufgetragen
wird, werden die Pigmente besser geschützt, aber leider spiegelt
der entstehende Film die Sonne wieder (das mache ich nie).
Risse im Holz - zB beim Wetterschenkel von Fenstern - kann mann vor dem
Anstrich mit Fensterkitt schliessen (trocknen lassen).
Übrigens eignet sich diese Farbe auch für Metall: zB
Beschläge an Türen, einfach mit anpinseln, die Farbe deckt
und erstaunlicherweise verläuft sich nicht (wenn man wie Oben
betont sehr dünn streicht). Leinöl ist ein leichter
Rostschutz !
Nach der Arbeit sofort die Hände waschen, denn wenn erstmal das
Öl anfängt zu trocknen ... die Pinsel sofort in Firnis
eintauchen und darin lagern (oder mit viel Terpentin gründlich
auswaschen). Und die berümte Sicherheitsregel beachten: Lappen mit
ausgesogenen Öl können sich vonselbst entzünden (ist bei
mir noch nicht passiert, vermutlich weil mein Firnis wenig Sikkativ
enthält und daher mit Sauerstoff langsam reagiert); diese Lappen
nicht als Bündel lagern (ich fackel sie ab).
Pflege
Alle paar Jahre braucht der Anstrich frisches Öl, da dieses
Bindemittel für die Pigmente im Laufe der Zeit vom Wetter entzogen
wurde (wenn er sehr matt aussieht). Also einfach mit reinem Firnis
überstreichen.
Erfahrung
Meine mit Leinoel angestrichenen Fenster sind weiterhin sauber weiss und rissfrei. Einziges Problem: bei staendig beregneten Wetterschenkeln bildet sich ein schwarzer Pilz, den man ab und zu mit Papiertuechern abwischen sollte. Das Leinoel unter dem Pilz ist ok.
12.10 ein paar Jahre danach: besonders zufrieden bin ich mit dem Anstrich des neuen Fensters (ein normales Doppelglas Holz Fenster das von der Firma ohne Anstrich geliefert wurde).
Die Leinölfarbe (weiss, aber mit ganzleichtem gelb-Stich) ist noch wie neu, und sogar kratzfest und ohne Klebe-Effekt.
Weniger begeistert bin ich von den Aussen Fenstern: an allen waagerechten Flächen - also da wo der Regen verweilt - hat sich auf der weissen Leinölfarbe
schwarzer Pilz gebildet. Den kann man zwar ganz leicht abwischen, kommt aber wieder.
Beregnete waagerechte Flächen wie Wetterschenkel sind nicht für Leinöl geeignet. Senkrechte Flächen sind OK, die Farbe hält dort.
Lieratur
Altbau
und Denkmalpflege Informationen (Fischer) hat einen langen Text und
sehr informativen zum Thema Leinoelfirnis
Kalkfarbe
Wer die Fassade seines Hauses anstreichen möchte, sollte es
sich gut überlegen, dafür einfach Dispersionsfarbe aus
dem Baumarkt zu nehmen. Dispersionsfarbe ist im Grunde Plastik: man
streicht eine Folie aufs Haus, und darf sich dann aber bitte nicht
wundern wenn es Feuchteschäden gibt.Alternativ könnte man
Sillikatfarbe nehmen (ist nicht dasselbe wie Silikonfarbe
). Sillikatfarbe ist schon besser weil sie
Feuchtigkeit aus der Mauer rauslässt (habe es selbst ausprobiert),
aber sie neigt zum abplatzen, und ist ausserdem recht teuer.
Die Fassade meines alten Hauses ist mit Luftkalk-Farbe
gestrichen. Ich wollte keine Plastik-Dispersion und auch keine
Silikatfarbe, aus den von Konrad Fischer genannten Gründen (die
Schäden kann man selber an den Häusern der Nachbarn bewundern
:-)
Ich empfehle einfache, althergebrachte Kalkfarbe, insbesondere
für alte und neue Putze (Kalk haftet nicht auf glatten,
Porenfreien Oberflächen wie Eisen, glasigen Klinker usw. Kalk
entfeuchtet die Wand, verhindert Pilzbefall, und ist billig. Allerdings
kann man nur helle Farben herstellen.
Lieferquellen
Man braucht:
- Kalkhydrat: gibts im Baumarkt "CL90", möglichst weiss und
pudrig.
- Leinölfirnis: siehe Oben
- Mager-Quark: aus dem Lebensmittelladen
- Pigmentpuder: siehe Oben (die Pigmente müssen den
alkalischen Kalk vertragen)
Vorbereitung
Wichtig war die Vorbereitung des Untergrunds: der alte Rauputz war
schmutzig und mit alten Farbresten versetzt. Daher habe ich mit einem
starken Hochdruckreiniger die Fassade "abrasiert", sprich die alten
Farbreste mit dem Wasserstrahl abgelöst. Wer ds auch machen will,
muss üben damit nicht sein alter Putz auch weggesprengt wird oder
die Sinterschicht verletzt wird. Ergebnis war eine aufgeraute, saubere
Putzfläche, die gut gewässert ist. (wer seine alte Farbe
nicht abbekommt, ohne den Putz zu schädigen, kann leider nicht
kalken).
Da Kallk Wasser zum Aushärten braucht, ist es wichtig gleich in
die noch feuchte Wand zu streichen; ausserdem brennt der Kalk dann
nicht auf.
Bei frischem Putz raten manche zu nass in frisch, aber ich denke der
Putz sollte erstmal karbonisieren dürfen, eine Farbschicht
würde das behindern. Das ist natürlich nicht so wichtig bei
P2/P3 Mischungen.
Anrühren
Ich habe keinen reinen Kalk verwendet, sondern Kalk-Kassein; zum einen
aus Respekt vor Regen-Abrasion, zum anderen weil ich einen hohen
Farbanteil wollte.
Das Kalkhydrat mit Wasser zu steifen Brei
verrühren (starke Bohrmaschine mit Mörtelmixer nehmen, den
Staub NICHT einatmen), 25Kg Kalkhydrat in 30 Liter Wasser, und
mindestens eine Nacht -
besser länger - stehen lassen (mit Folie gegen Luft
schützen). Sehr viel rühren ! Die
Pigmente auch zu Brei verrühren, mit meinem Holzstösel
Pigmentklumpen in Wasser zerdrücken, mit einer Bohrmaschie seeeehr
kräftig und lange umrühren, dann einige Tage stehen lassen,
umrühren.
Den Kalkbrei mit Quark kräftig und lange verrühren, dann erst
mit Wasser verdünnen. Den Pigmentbrei auch
verdünnen, und dann in den Kalk kippen (mein dunkelrot und
grün kam mit 5-10% rein, dadurch wird das langweilige Kalk-Weiss
fast so Farbenfroh wie Plastikfarbe). Nochmal gur umrühren
Mischungsverhältnisse:
Grundanstrich: 4Kg Kalkbrei (nicht Puder sondern Brei wie Oben
beschrieben) plus 15ml Leinölfirnis plus 6 l Wasser. Das Firnis
während des Mischens reinträufeln, Tropfen für Tropfen
quasi. Dabei entsteht Kalkseife, das sieht man am Schaum. Die
Bohrmaschine immer auf höchster Stufe drehen lassen.
Zwischenanstrich: 4Kg Kalkbrei plus 150g Magerquark plus 100g
Pigmentpuder (je nach Geschmack mehr oder weniger, vorher ausprobieren)
plus 6l Wasser. kräftig umrühren
Endanstrich: wie Zwischenanstrich aber mit mehr Pigmenten, bis zu max
200g auf 4Kg Brei, und mehr Quark, also 300g.
Je weniger Pigmente beigemengt werden, desto weniger Quark braucht man.
Auftragen
Ich brauchte ugf. 0,13 Liter Farbe pro Quadratmeter Putz und
Schicht.
das ganze dünn auch die Fassade streichen, mit einer grossen
Bürste. Nicht mehrmals über die selbe Stelle Steichen, da
sonst eine zu dicke Schicht entsteht (wers nicht kennt, man sieht
erstmal nur eine feuchte Wand, weil es nur im trockenen Zustand weiss
ist).
Grundanstrich sehr
verdünnt (damit der Kalk sich in die Poren verkrallt und schnell
karbonisiert), Zwischen und Endanstrich mit der entgültigen
Farbgebung. Alles recht dünn auftragen (Farbtöpfe über
Nacht vor Luft schützen).
Zwischen den Anstrichen
einige Tage warten, und feucht halten, damit der Kalk mit CO2 reagieren
kann. Optimales Wetter ist warm,
feucht, keine pralle Sonne. Während des Streichens sehr oft Farbe
aufrühren. Weil es spritzt habe ich eine Schutzbrille getragen,
und die Arme gewaschen (Kalkhydrat ist alkalisch).
Nach dem Streichen muss der Kalk ein paar Tage lang feucht gehalten
werden; ich habe einfach mit einem Gartenschlauch sanft per Nebel
abgespritzt (daher dies alles nicht erst im Herbst machen, denn dann
kann die Wand nicht mehr austrocknen, und der Frost könnte den
Putz aufsprengen !!).
Erst wenn er trocken ist, wird er hell, und die Farbe im Endzustand
sichtbar. Übrigens wird Regen den Anstrich wieder dunkler machen,
aber das dunstet schnell aus.
Erfahrung:
Mein Anstrich ist mittlerweile ein ganzes Jahr alt: keine
Absprengungen, kein Abblättern, kein Auswaschen durch Regen. Er
sieht noch wie am ersten Tag aus, frisch, farbig und Leuchtstark.
Selbst die Wetterseite sieht gut aus, obwohl dort viel Regen anprallte.
Allerdings wird er nie so wischfest wie Plastik, also nicht mit der
Kleidung entlang schleifen sonst sind da Kalkpuder und Pigmente drauf
(ich habe an Hauseingängen nicht gekalkt, sondern ausnahmsweise
Dispersion verwendet).
Interessant ist das auch bei den Gneis Natursteinen der Kalk haften
blieb, obwohl sie recht glatt sind (allerdings war er nicht beregnet).
12.10: ein paar Jahre danach: Die Kalkfarbe an meiner Fassade ist noch
ziemlich ansehlich. Einzig die dem Regen ausgesetzte Scheune hat leichte
Auswaschungen der grünen Pigmente. Im grossen und ganzen bin ich zufrieden.