Selbstbau einer Leinwand für Beamer

Wer einen Beamer für sein Home-Cinema kaufen will, braucht auch eine Leinwand. Alternativ zum grossen Angebot kommerzieller Leinwände - die bei guter Qualität recht teuer sein können - ist Selbstbau möglich. Als ich damit anfing ergab eine Suche im Internet wenig hilfreiches. Für den Fall dass ich damals nichts übersehen hatte, beschreibe ich nun meinen Weg.

Alternativen

Kurze Liste möglicher Bauformen:
Übrigens: ein grundsätzlicher Nachteil von Beamern ist die mangelnde Toleranz gegenüber Raumbeleuchtung. Nachts darf im Zimmer keine noch so schwache Leuchte an sein, da die Leinwand dann einen flau-gelben Schwarzpegel hat. Tagsüber müssen die Fenster völlig abgedunkelt werden, selbst Lamellen genügen nicht, dicke Rollos sind besser. Dieser Nachteil könnte durch aufdrehen der Helligkeit des Beamers kompensiert werden, aber meistens auf Kosten der Farbtreue.

Mein Aufbau besteht aus einer 2,3m breiten Leinwand in einem 2,6m breiten Raum, mit einem PT-AE700 Beamer im "natur" Modus (wer eine farbtreue Einstellung will sollte sich an die Empfehlung der "Video" halten).

Bauanleitung

Ich wollte unbedingt die Breite des Raums voll fürs Bild ausnutzen, daher mussten die Lautsprecher und Multimedia-Geräte hinter die Leinwand. Damit die hohen Töne nicht durch den Stoff gedämpft werden, habe ich die Leinwand so geschnitten, dass die Hochton-Kaloten gerade noch "freie Sicht" haben, aber Mittel- und Tieftöner hinter dem Stoff liegen. Dadurch wird der Einsatz eines einfachen und billigen Stoffs möglich.

Die Leinwand besteht auf einer handelsüblichen Folie für Garten-Tische: ein Verbund aus Gewebe, Vlies und glatter Folie; erhältlich in jedem Baumarkt auf Rollen. Beim Kauf vor Dreck und Knicken schützen. Übrigens dünstet die Folie einige Tage lang hoffentlich ungiftige Aromate aus: solange in einem belüfteten Raum ausrollen. Wählt die möglichst weisse Farbe. Das schöne an dieser Folie ist ihre Stabilität, Tragfähigkeit und Steifigkeit, sie wirft also kaum Falten. Der Beamer belichtet nicht die Folie, sondern den rückseitigen Vlies: er ist derart rau dass die Reflexion sehr matt erfolgt. Übrigens ist ein Nachteil seine schwere Reinigungsfähigkeit, also nicht mit Kaffee spritzen, oder schmutzige Finger auf Abstand halten. Übrigens sind diese Folien 1,3m bis 1,4m breit, also ideal für Breiten bis 2,5m, in Cinemascope noch mehr.

Diese Folie wird an einem Aluprofil mittels Bindfäden aufgehängt. Die Alustange sollte biegestabil sein, ich benutze ein viereck Profile mit 3cm Kante. Damit die Fäden nicht die Folie zerschneiden, muss diese mit Metall-Ösen beklebt werden. Keine runden Ösen per Ösenzange reinpressen, das wird zu faltig. Statt dessen kauft Ihr im Baumarkt Messing-Beschläge, flache und winkelige; in deren vorgebohrte Löcher kann der Faden durchgefädelt werden. Die Beschläge werden auch die Folie mit Sekundenkleber geklebt (Pattex hält nicht auf jeder Folie), vorher Flächen anschleifen bzw. mit Alkohol reinigen. Bei meiner 2,3m Leinwand habe ich über die Lange hinweg 4 flache und an den Kanten 4 winkelige Beschlage geklebt. Die oberen Winkel habe ich sogar zusätzlich doppel genietet, aber dasss muss wohl nicht sein.

Der Faden wird doppelt durch die Beschläge gefädelt, also gegenläufig gewendelt. Damit vermeidet man dass die Beschläge durch den Faden verwinkelt werden. Als Faden möglichst Kunstoof nehmen, möglichst glatt (damit er rutscht) und dünn. Meiner ist ugf. 0,5mm sehr glattes Gewebe und grün, gibts im Baumarkt.

Da die Leinwand nun sauber runterhängt, aber noch schlapp ist, muss sie an allen vier Ecken per Gummiband gespannt werden. Im Haushaltsladen oder Supermarkt gibt es Gummibänder, wie sie in Hosen eingenäht werden.

Das ganze ergibt eine ziemlich glatte (ganz leichte Wellen sind unvermeidbar weil sich die Folie "innerlich" verzieht) sehr matte 95% weisse Leinwand, die akustisch bis zu Mittelfrequenzen transparent ist.

Wer will kann diese Folie bei Bedarf per Fäden hochziehen, zB. um an die Technik dahinter zu kommen. Nur Knicke müssen dabei vermieden werden.

Da die Leinwand empflindlich gegenüber Streulicht ist - also auch des des von der Leinwand an den Wänden reflektierten des Beamer - sollte in näherer Umgebung nur dunkle Wände/Umfassungen existieren. Ich verwende hierfür einfach dunkel-rote Tapete.

Kosten

Folie: 4,8 EUR / qm
Beschläge: 4 EUR
Alustange: 5 EUR / m

Erfahrungen

Habe diese Leinwand seit einem Jahr "in Betrieb". Bin sehr zufrieden: sie vergilbt nicht in einen verschatteten Raum, sie zeigt keine Falten, Dehnungfalten gleichen sich flott wieder aus.
Mittlerweile klappe ich die Leinwand nach Oben, so dass nur noch halb so hoch ist, und ich daher den Fernseher dahinter benutzen kann. Nach zwei Jahren hochklappen zeigen sich dunkle Stellen dort wo beim Hochklappen Knicke entstehen.  So was solltet Ihr also vermeiden.